Über »Philosophie Platons«
Platon ist der erste abendländische Philosoph, von dem mehrere Werke vollständig überliefert sind. Diese Tatsache ermöglicht eine textgebundene, gewinnbringende Auseinandersetzung.Wir lernen Platon in erster Linie durch ihn selbst kennen, auch anhand der Quellen. Wir wollen, der spezifischen Ausrichtung der GegenUni entsprechend, insbesondere Platons Staats- und Bürgerverständnis genau untersuchen.Neben den platonischen Texten werfen wir auch einen Blick auf seine Kritiker. Zu den berühmtesten zählen sein Schüler und legendärer Nachfolger Aristoteles in der Antike und im 20. Jahrhundert, Karl Popper.Neben dem Platonischen Weltbild werden grundsätzliche, philosophisch-systematische Fragen geklärt: Womit fängt die platonische Philosophie an und wo endet sie? Welche Kerntexte und -argumentationen liegen ihr zugrunde? Und wie positionieren wir uns selbst zu ihr?
Philosophie Platons
Hier finden sich die Audio- und Videoplaylisten zum Kurs.
In unserer ersten Einheit führen wir in das Platonische Gesamtwerk („Corpus Platonikum“) ein. Wir erörtern Schwierigkeiten und Möglichkeiten der Schriften, werfen einen Blick auf verschiedene Ausgaben und die Literaturliste.
Da Platon der erste abendländische Philosoph ist, dessen Werke vollständig erhalten sind, wir mit ihm auch gewissermaßen am Beginn der Philosophie überhaupt stehen, klären wir zunächst grundsätzliche Fragen: Was ist Philosophie und Gravur zeichnet sie sich aus – mit welcher Berechtigung sieht die abendländische Kultur hier eine Zäsur?
Darüber hinaus beginnen wir mit der „Apologie des Sokrates“. Diese Verteidigungsrede vor Gericht ist ein rhetorischer Glanzpunkt und eine starke Motivation sowohl für eine intensive Beschäftigung mit der Philosophie als auch für den Widerstand gegen einen außer Kontrolle geratenen Staatsapparat.
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Philosophie als Kampf
Sokrates´ Verteidigung vor Gericht in ihrer platonischen Darstellung ist eine literarische Leistung, die ihren Reiz auch aus einer Besonderheit zieht. Denn anders als in den meisten Platonischen Schriften hält Sokrates hier über weite Strecken einen Monolog. Der Text ist wie aus einem Guss. In der Übersetzung von Manfred Fuhrmann (zweisprachige Reclam-Ausgabe als Literaturempfehlung) wollen wir die kraftvolle Sprache und die unerschütterliche Haltung eines Mannes im Angesicht des Todes sowie seine Argumentation bis zum Ende genießen; das heißt: Wir wollen die ganze Apologie lesen.
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Platons Tugendbegriff
Die Tugend wird in den meisten der platonischen Schriften thematisiert. Häufigkeit und Vielschichtigkeit ihrer Untersuchung gehen so weit, dass Platon in der Literatur oft als fast ausschließlich ethisch interessierter Denker dargestellt wird. Auch wenn das nicht haltbar ist: Wir betrachten die Tugend aus Perspektiven, also Schriften: Neben kleineren Werken (quantitativ, nicht qualitativ!) wie Eutyphron, Laches oder Menon blicken wir auch auf größere Werke wie den Gorgias.
In der vierten Einheit widmen wir uns Platons Tugendbegriff. Die Analyse der Quelle steht im Vordergrund des redlichen, philosophiehistorischen Interesses. Wir wenden Parallelstellenvergleiche an, um die Entwicklung des platonischen Denkens nachzeichnen zu können und seine Philosophie auf Widersprüche oder Fortschritte abzuklopfen. Ein Vorausgreifen auf den Staat (die „Politeia“) ist schnell unvermeidlich, denn auch dort ist der Tugendbegriff zentral.
Berühmt ist Platon auch für seine Kritik an den Sophisten. Im Rahmen dieser Auseinandersetzung und in der fundamentalen „Abgrenzungsfrage“ (Karl Popper) des wirklichen Wissens von Pseudo-Wissen und Anmaßung werden wir uns in dieser und der kommenden Sitzung mit den Sokratischen Kriterien der Wissenschaft auseinandersetzen. Einen Schwerpunkt bildet sicher der von der zeitgenössischen Forschung meistbeachtete Dialog, der „Theater“, in dem es um nichts weniger als die Definition des Wissens selbst geht.
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Platons Methodik
Die dialogische Darstellung und eine pädagogisch-missionarische Gesprächsführung, die berühmte “Hebammen-Kunst”, das aporetische Vorgehen, Ironie und Scharfzüngigkeit - was hat es damit auf sich? Ist es vielleicht wirklich von Platon beabsichtigt, vieles offen zu lassen, um den Leser zum selbstständigen Denken anzuregen? Wo hat Platon das schriftliche Philosophieren grundsätzlich kritisiert – und was bedeutet das für die Interpretation seines Werks?
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Der Staat – Teil 1
Nicht nur in der Politeia, sondern auch in anderen Schriften geht Platon der Frage nach, wie der bestmögliche Staat aufgebaut sein sollte und wer in ihm welche Funktion zu übernehmen hat. Hier werfen wir zunächst einen ausführlichen Blick auf das vermeintliche Hauptwerk Platons. Seine Qualitäten, aber auch seine Mängel, im Besonderen eine besonders inkonsistente Form, gilt es herauszuarbeiten. Schärfen wir unseren Blick aber bereits in der ersten Lesung zu Platons Staatsphilosophie auch für überzogene, ungerechtfertigte Kritik an einer Auffassung, die man im Besonderen hier vor ihrem historischen Hintergrund betrachten sollte.
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Der Staat – Teil 2
Seine Vorstellungen vom Gemeinwesen und von gesellschaftlichen Strukturen haben Platon zum Teil harsche Kritik eingebracht. Ist sie berechtigt? Kann überhaupt von einer einheitlichen Platonischen Staatslehre die Rede sein - angesichts eines Denkens, das sich innerhalb von 80 Lebensjahren stets entwickelte und zu ein und derselben Frage oft fast gegensätzliche Lösungsansätze bot? Blicken wir über die Politeia hinaus auf andere staatsphilosophische Schriften Platons, zum Beispiel den Politikos oder die Nomoi.
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Mystik und Dichtung
Auch wenn der Weg zur Philosophie oft und gern (und zu Recht!) mit dem Schritt vom Mythos zum Logos gleichgesetzt wird, sind nicht zuletzt die Platonischen Gleichnisse berühmt geworden. Platon selbst geht auch immer wieder auf Homer und Hesiod ein. Dabei fällt er äußerst unterschiedliche Urteile. Wir wollen – durchaus kritisch – Platons eigene mystische Seite herausarbeiten und beleuchten dabei auch seine religiösen Vorstellungen. Außerdem greifen wir zurück auf einige der ältesten Schriftstücke abendländischer Kulturgeschichte, indem wir auch auf die Dichtung selbst schauen.