Über »Die Anthropologie Arnold Gehlens«
- Einer der wichtigsten rechten Soziologen heißt Arnold Gehlen. Gehlen wollte zusammentragen, was wir empirisch über den Menschen wissen und aussagen können.
- Mit seinem Realismus war eine energische Ablehnung aller Utopien von rechts wie links verbunden. Stattdessen zeigte Gehlens philosophische Anthropologie auf, dass Institutionen für den Menschen unverzichtbar und ihre Abwesenheit für ihn sehr schädlich sind. Dafür hatte er desillusionierte und scharfsinnige Argumente und wurde gerade auch deshalb zunehmend zur Hassfigur der 1968er-Studentenbewegung.
- Bis heute hat die politische Rechte mit Arnold Gehlen einen Denker, dessen Arbeit überzeugt, nicht zuletzt, weil er zeitlebens auch bereit war, sein Werk im Lichte neuer Erkenntnisse zu aktualisieren.
Die Anthropologie Arnold Gehlens
Hier finden sich die Audio- und Videoplaylisten zum Kurs.
In dieser ersten Einheit wird Arnold Gehlens Lebensweg von der Geburt im Kaiserreich, seinem Studium in der Weimarer Republik und seine erste Karriere in der Zeit des Nationalsozialismus, sowie seine zweite Karriere in der frühen Bundesrepublik Deutschland vorgestellt. Außerdem wird aufgezeigt, was man sich grob unter seiner Philosophie und seinem Menschenbild vorstellen kann.
Der Hauptteil seiner Werke erschien nach der Gründung der Bundesrepublik und Gehlen beeinflusste das konservative Denken, dabei scheute er sich auch nicht vor der Konfrontation mit gegensätzlichen Meinungen, wie die öffentlichen Streitgespräche mit dem linken Denker Theodor W. Adorno zeigen.
In dieser zweiten Einheit der Reihe „Die Anthropologie Arnold Gehlens“ wenden wir uns dem ersten großen, erstmals 1940 erschienenen Hauptwerk zu, das ganz grundlegend den Menschen empirisch korrekt betrachten will. Warum greift es zu kurz, den Menschen nur als etwas höher entwickeltes „Tier“ anzusehen? Warum ist der Mensch ein „Sonderfall“? Was könnte Gehlen damit meinen, wenn er verkündet, eine Wissenschaft vom Menschen zu verfolgen, die nicht biologistisch, aber biologisch und damit wirklichkeitstreu sei? Diese und andere Fragen werden in dieser Einheit besprochen, die absolute Grundlagen erörtert, die zur Beschäftigung mit der „philosophischen Anthropologie“ und insbesondere Gehlen notwendig sind.
Hier wird an die letzte Einheit nahtlos angeknüpft. Die Argumentation Gehlens, warum der Mensch als Wesen eine einzigartige Stellung innehabe, wird weiter vorgestellt. Besonders die biologisch-anatomischen Eigenheiten des menschlichen Körpers und der menschlichen Entwicklung faszinieren Gehlen, der daraus Rückschlüsse auf das allgemeine kulturelle und gesellschaftliche Leben des Menschen ableitet. Wir erfahren auch, was Gehlen mit seiner berühmten Darstellung des Menschen als „instinktreduziertes Mängelwesen“ meint. Wichtige damit zusammen hängende Begriffe wie „Formierungszwang“ und „Suspension“, die menschliches Dasein erklären können, werden ebenfalls erläutert.
In den vorherigen Einheiten wurde die biologische Verfasstheit des Menschen diskutiert. In dieser Einheit wird vorgestellt, warum sich daraus das komplexe Innenleben des Menschen, seine geistig-seelische Verfassung ableitet. Einige Fragen, wie die, warum Gehlen eine gewisse Denkschule der „Aufklärung“, die man als das mechanistische Denken bezeichnet hat, kritisiert, werden hier beantwortet. Aber am wichtigsten ist hier, dass erklärt wird, was „Weltoffenheit“ in Gehlens Anthropologie bedeutet und wie die dadurch entstandene Belastung des Menschen in entlastende Chancen umgewandelt wird. Das wichtige Thema der Entlastungen wird vorgestellt: von der Technik bis hin zu Traditionen und Institutionen bis hin zu Fantasie und Kunst.
Diese Einheit knüpft an die vorherige Einheit über das menschliche Innenleben und seine „Seele“ nahtlos an. Aufbauend auf den in bereits ausgeführten Erkenntnissen wird hier die Gehlensche These vorgestellt, dass es der Mensch nötig hätte, einen „Charakter“ herauszuarbeiten. Für Gehlen ist die Selbstzucht des Menschen eine biologische Notwendigkeit, der das menschliche Triebleben ordnet. Gehlen spricht sogar von einer „Auskrystallisierung“. Auch was das mit dem Heranbilden von Dauerinteressen zu tun hat, wird in dieser Einheit erklärt. Dadurch werden bereits Gehlens Ansätze zu einer umfassenden rechten Kulturkritik deutlich.